Über 100 Jahre Frauenrechte
So kämpften wir für Selbstbestimmung (und warum wir noch lange nicht fertig sind)
1918 durften Frauen in Deutschland offiziell wählen. Und ganz ehrlich? Ich wäre gern dabei gewesen. Nicht, weil ich das Wahllokal vermisst hätte (die Zettelwirtschaft ist heute schon stressig genug), sondern weil das ein historischer Moment war: Ein „Wir sind jetzt auch wer“ für die Hälfte der Menschheit.
Heute ist das selbstverständlich – fast. Aber wenn wir mal kurz zurückspulen, merken wir: Selbstbestimmung war kein Geschenk. Es war ein Kampf. Einer mit Talaren, Tellern, Transparenten und Tränen. Und mit sehr vielen klugen, mutigen Frauen – und ein paar Männern, die sich nicht gleich auf den Schlips getreten fühlten.
Zeitstrahl: Meilensteine für Frauenrechte in Deutschland
- 1918 – Frauenwahlrecht wird eingeführt: Am 12. November 1918 erlässt der Rat der Volksbeauftragten das aktive und passive Wahlrecht für Frauen.
- 1919 – Frauen wählen zum ersten Mal: Am 19. Januar 1919 dürfen Frauen erstmals zur Wahl gehen – und auch gewählt werden. 37 Frauen ziehen in die Nationalversammlung ein.
- 1958 – Gleichberechtigungsgesetz: Frauen dürfen ab sofort ohne Zustimmung ihres Mannes arbeiten. Der „Gehorsamspflicht“ in der Ehe wird ein Riegel vorgeschoben (endlich!).
- 1962 – Eigenes Konto ohne Männer-Unterschrift: Frauen dürfen erstmals ein Bankkonto eröffnen, ohne vorher „Papa“ oder „Ehemann“ fragen zu müssen.
- 1977 – Ende der Hausfrauenehe: Bis dahin galt: „Die Frau führt den Haushalt in eigener Verantwortung.“ Berufstätigkeit war nur erlaubt, wenn sie „mit den Pflichten in Ehe und Familie vereinbar“ war. 1977 wird das endlich abgeschafft.
- 1992 – Kompromiss bei §218: Ein Schwangerschaftsabbruch bleibt rechtswidrig, ist aber unter bestimmten Bedingungen straffrei. Ein kleiner Schritt Richtung körperliche Selbstbestimmung.
- 2020er – Gender Pay Gap, Care Gap, Gewalt gegen Frauen: Auch heute sind viele Baustellen offen. Der Kampf geht weiter – mit Stimme, Haltung und Kaffeebecher.
Was heißt eigentlich Gender Pay Gap & Care Gap?
Gender Pay Gap – Warum verdienen Frauen (immer noch) weniger?
Der Gender Pay Gap bezeichnet den Einkommensunterschied zwischen Männern und Frauen.
- Unbereinigt: Frauen verdienen im Durchschnitt rund 16 % weniger.
- Bereinigt: Auch bei vergleichbarer Qualifikation und Tätigkeit bleiben 6–7 % Unterschied – ohne sachliche Erklärung.
👉 Gleiche Arbeit = oft trotzdem weniger Lohn, wenn du eine Frau bist.
Care Gap – Wer kümmert sich eigentlich?
Der Care Gap beschreibt die ungleiche Verteilung von unbezahlter Sorgearbeit:
- Kinder betreuen
- Angehörige pflegen
- Haushalt führen
- emotionale Arbeit leisten
Statistisch leisten Frauen in Deutschland 44,3 % mehr Care-Arbeit als Männer. Das bremst sie beruflich aus und wirkt sich auf Karriere, Einkommen und Rente aus.
👉 Care wird kaum gesehen, aber sie trägt unsere Gesellschaft – still, aber kraftvoll.
Was wir daraus machen
Ich schreibe das hier nicht, um in Geschichtsbüchern zu blättern. Sondern weil ich glaube:
Jede Frau, die heute selbst entscheidet – was sie denkt, fühlt, tut oder lässt – schreibt dieses Kapitel weiter.
Wir sind nicht da, weil jemand uns eingeladen hat.
Wir sind da, weil wir uns unseren Platz genommen haben.
Mit Humor.
Mit Herz.
Mit Haltung.
Und manchmal mit einem wütenden Hefeteig in der Hand.
Für dich, wenn du manchmal zweifelst:
- Du bist nicht zu laut – du bist klar.
- Du bist nicht schwierig – du bist unbequem (und das ist gut so).
- Du bist nicht allein – du stehst auf den Schultern von Generationen.
Also: Mach’s auf deine Art. Aber mach’s.
Denn Selbstbestimmung ist wie Sauerteig:
Man muss sie hegen, füttern – und standhaft gegen Schimmel verteidigen.
„Früher haben sich Frauen nicht so aufgeregt.“→ Doch. Sie durften nur nicht laut sein.
Nancy